Am nächsten Tag fuhr ich zum Kaniere-See, wo ich wieder eine kleine Wanderung machte. Ich traute meinen Augen kaum: hängender Farn, blaue, orange, feuerrote Pilzchen, so zwischen 1,5 und 2 cm hoch.
Dass das Meer nicht nur gut ist zu den Menschen, wurde mir bewusst, als ich in Westport die vielen Gedenktafeln sah. Zum Beispiel: "Geliebter Sohn, verloren im Meer"... Dann wurde mir wieder ein wunderbarer Sonnenuntergang geschenkt. Als erstes auf meinem Weg in den Süden wollte ich die Seehunde-Kolonie besuchen, verbunden mit einem Spaziergang an der Tauranga Bay. Es was schlecht signailisert, und als ich jemanden fragte, sagten sie mir, die Seehunde seien im Moment weiter südlich. Ob ich trotzdem schauen gehen sollte? Das Wetter war ebenso schön wie die Küstenlandschaft, deshalb machte ich mich auf den Weg - und bereute es nicht. Mir war schnell klar, dass sie da sein würden, sonst wäre der Gestank nicht zu erklären gewesen. Zuerst sah ich einen einzigen Seehund - aber je länger ich schaute, um so mehr Seehunde entdeckte ich. Dann hörte ich sie, ich konnte ihrem Gerangel zusehen, oder wie sie sich räkelten oder ich beobachtete wie sie über die Steine herauf- oder hinunterkletterten. Dann waren auch noch einige am plantschen im Wasser. Zum Schluss schaute ich mir noch an, wie weit ich denn von zu Hause entfernt war ... Auch am Cape Foulwind gab es Felsentunnel zu bestaunen, und bald darauf fuhr ich über den Nil! Pancake Rocks: darauf war ich sehr gespannt. Schon vor den eigentlichen Pfannkuchenfelsen wurden sie im Gestein angekündigt.. Ein sehr schön angelegter Weg führte erst durch Regenwald und dann zu den verschiedenen Plattformen, wo immer mehr dieser geschichteten Felsen sichtbar wurden. Ein wenig wurde erklärt, wie sie entstanden sein könnten, aber die Wissenschaftler sind sich auch heute noch nicht sicher. Also sind diese Formen einfach eine Landschaft zum Bewundern! Ich liebte es, dem Donnern des Wassers zu zu hören, zuschauen, wie die Wellen unter die Felsen hinein brandeten. Wenn das bloss hält! An jenem Tag war das Meer relativ ruhig. Deshalb hiess es geduldig auf grosse Wellen warten, damit das Wasser so richtig schön aus dem Blowhole schiessen würde. In Greymouth, einer hübschen Stadt, sah ich zum ersten Mal einen aktiven Zug, entdeckte ich Schweizerprodukte im Einkaufszentrum und fuhr dann zum Picknick an die Mündung des Grey – Flusses, wo ich Delfine beobachten konnte. Richard goss mir auf seinem Life Boat liebevoll einen Filterkaffee auf. Auf dem Campingplatz in Hokitika wurde mir mitgeteilt, dass sich 10 Min. zu Fuss ein Glühwürmchen-Hohlweg befinde, den man nachts selber erkunden könne. Da hab ich mich drauf gefreut: es war spannend im Dunklen den Weg zu ertasten und dann stand ich staunend wie in einer Kathedrale, mit unzähligen Lichtlein am Gewölbe. Mit meinem Fotoapparat leider nicht einzufangen! Am nächsten Tag fuhr ich zum Kaniere-See, wo ich wieder eine kleine Wanderung machte. Ich traute meinen Augen kaum: hängender Farn, blaue, orange, feuerrote Pilzchen, so zwischen 1,5 und 2 cm hoch. Der Weg zu den Dorothy – Fällen war wieder mal eine – unerwartete – Mutprobe: die letzten 4 km waren ungeteert, unübersichtlich und wie mir schien, einspurig. Links dichter Wald, rechts der See. Ich fuhr mit dem Gesicht an der Frontscheibe und war dankbar, als ich den Parkplatz erreichte! Die Gesamthöhe der Fälle ist 64 m. Ich genoss es, dieses Schauspiel in Ruhe alleine geniessen zu können. Eine Stunde später wagte ich mich wieder mal über eine Hängebrücke, bei der Hokitika – Schlucht, allerdings nicht mehr so schlimm wie bei der Buller – Schlucht, wo zwischen mir und dem Wasser immerhin 17 m Luft lagen! Der Hokitika – Fluss bringt Gletscherwasser, darum hat er diese milchig - türkis – Färbung. Da ich die Kiwi- Vögel nie in der Natur habe sehen können, besuchte ich das Kiwi-Zentrum in Hokitika und schaute einem dieser Vögel eine Weile lang zu, wie er ein Loch grub, nach Fressen suchte, herum rannte. Auf dem Weg zum Zentrum war mir der einzige Blick auf den Mt Cook vergönnt, den höchsten Berg Neuseelands, der etwa 100 km Luftlinie südlich der Stadt liegt. Und damit habe ich Abschied genommen von der Westküste Neuseelands. Hier noch die Karte der Route.
0 Comments
Ich denke, auf den Strassen Neuseelands ist oft nicht so viel los. Der Beweis? Meine Fahrt von Pohara nach Motueka, ca 50 km, über einen Pass. Ich bin zwar früh losgefahren, aber immerhin: erst nach 50 Minuten, während ich an einem Aussichtspunkt Fotos machte, kamen 3 Autos auf meiner Spur gefahren. Wenige Minuten später überholten mich 3 Motorräder - ansonsten war ich alleine unterwegs in meine Richtung. Das war ausgezeichnet für mich, konnte ich mir doch Zeit nehmen um den Pass in Ruhe zu befahren bei Nebel! Nach einem Kaffee und Muffin fuhr ich durch das wunderschöne und fruchtbare Motueka - Tal nach Süden. Ich staunte: ist es möglich, dass es immer noch neue Landschafts-Ansichten für mich zu entdecken gibt? Oft war das, was diese Landschaft speziell machte, nicht mit dem Fotoapparat einzufangen. So habe ich halt vor allem mit dem Herzen fotografiert, im Wissen darum, dass die schönsten Fotos jene sind, die wir nicht gemacht haben! (Tim Davoli) Was am spannnendsten war: immer wieder war ich ahnungslos, in welche Richtung die Strasse mich führen würde. Nach rechts? Nein, nach links! Und das Tal wurde von Neuem weit. Dann das Talende, wie eine Mauer! Kurz in 3 scharfen Kurven über den Hügel - und wieder in ein neues Tal. In welche Richtung fliesst eigentlich der Fluss? Ich fahre hoch, und er scheint grösser zu werden... Das hielt mich sehr gut wach! Bereits am Mittag war ich in Murchinson: tanken, Beine vertreten, Besuch auf dem Markt und in dem speziellen „Antiquitäten“-Shop, Mittagessen. Die ganze Zeit fuhren Oldtimer durch das Städtchen – ich weiss nicht, ob es ein Oldtimer – Treffen war, oder einfach ein Sonntagsvergnügen. Kurz nach Murchinson würde ich durch die Buller Schlucht fahren, die wollte ich mir ansehen. Um sie wirklich sehen zu können, musste man über die 110 m lange Hängebrücke gehen, die längste Neuseelands. Auf der andern Seite bestand die Möglichkeit für eine kleine Wanderung. Ich überlegte, ob ich das hier schaffen würde. Doch, ich wollte es versuchen. Mit stark klopfendem Herzen stieg ich die Treppen hoch. Vor mir ging eine Gruppe von 4 Leuten. Als die Brücke zu schwanken begann, wollte ich umkehren, aber mein Stolz liess es nicht zu. Bald stand ich über dem Wasser (viele Meter tiefer!) - und da erfasste mich Panik. Mein Herz raste und ich war überzeugt, dass die Stahlseile jeden Moment reissen würden. Zurück war trotzdem keine Option mehr. Aber dann fiel mir ein: „Heute kann einfach noch nicht mein Todestag sein!“ und dann ging ich Schritt für Schritt über dieses Wackelding, den Blick stur auf das gelbe T-Shirt meines Vorgängers gerichtet. Leider sah ich so kaum etwas von der schönen Schlucht, meine Angst war zu gross. Beim Spaziergang passierte man die Verwerfungslinie vom Erdbeben von 1929, sie war 4,5 m hoch. Oh je, zum Schluss musste ich ja wieder zurück! Ich wartete bis niemand mir entgegen kam – kreuzen hätte ich nicht gewagt! – hielt mich rechts und links an den Seilen, zählte meine Schritte und schaute nur das gegenüberliegende Ufer an. UFFF! Geschafft! Als ich am Schalter sagte, dass ich Todesangst gehabt hätte, meinte die Beamtin, da sei ich längst nicht die einzige! Vergnügen war es keines!, aber was ich von der Schlucht mitbekommen habe, hat mir gefallen. Weiter ging es der unteren Buller Schlucht entlang, entweder immer durch dichten Wald oder mit spektakulären Strecken. Zum Beispiel unter dem überhängenden Felsen über ein einspuriges, aufgehängtes Stück Strasse, um eine unübersichtliche Felsnase herum. Es hatte zwar eine Lichtsignal-Anlage, aber es hiess auch, falls sie nicht funktioniere, solle man vorsichtig fahren! Ich fuhr SEHR vorsichtig! (Keine Foto möglich!) Ziemlich plötzlich war das Land dann wieder topfeben. Und ich erreichte Westport und Carters Beach bei schönem Wetter. Und da fuhr ich lang....
Auf der Rückfahrt vom Wharakiri Strand wurde ich mit vielen schönen Ansichten der Goldenen Bucht belohnt. Die Waikoropupu – Quellen in Takaka: man hatte mir gesagt, dass sie schön seien. Ja, ja – aber mir war nicht wirklich danach, sie zu besuchen. Und doch wollte ich nicht den ganzen letzten Tag nur auf dem Campingplatz verbringen. Es stellte sich heraus, dass sich die „Pupu – Quellen“ an einem Ort befinden, der meiner Seele sehr gut getan hat. Bereits der liebevoll hergerichtete Weg durch den Wald gefiel mir. Plötzlich stand ich auf einer sehr niedrigen Brücke, die geschwungen über den Bach und einen seiner Zuflüsse führte. Als nächstes vernahm ich das Rauschen von zwei Bächen, je rechts und links von mir. Spannend! Wo würde wohl die Quelle sein! Da war sie ja: in einem kleinen See. Und die Besucher – Plattform wurde behutsam über einer kleinen Bucht des Sees erstellt. Als erstes fielen mir die Farben auf: unglaublich! Und die Klarheit des Wassers: Sicht bis auf den Grund. Felsen, „tanzender Sand“ (so hiess eine Quelle), verschiedene Pflanzen, all das konnte ich gut sehen. Ich konnte gut verstehen, dass früher hier getaucht wurde – da kriegte sogar ich Lust dazu! Dann zwei grosse Stellen an denen das Wasser heraufquoll und Wirbel verursachte. Ich konnte mich kaum satt sehen. Gleichzeitig spiegelte das Wasser stark, so dass ich vieles nicht so einfangen konnte, wie ich es gerne wollte. Auf dem Weg zurück hörte ich den verschiedenen Stimmen der Bäche zu um mich herum: leises Plätschern, lustiges Gluckern oder das dunklere Blubbern, wenn das Wasser über einen grösseren Stein fiel. Als Abschluss des Besuches dieser Region machte ich eine kleine Wanderung zu den Wainui – Fällen. Sie liegen am nordwestlichen Ende des Abel Tasman National Parks. Zuerst hübsche Küsten, dann ein schöner Wanderweg durch den Wald, dem Wainui-Fluss entlang. Kurz vor Erreichen der Fälle führte der Weg über eine Hängebrücke. Plötzlich war da Angst. Was, wenn sie nicht hält? Das war neu. Aber ich wollte die Fälle sehen. Es hat sich auch gelohnt. Hier noch die Karte für die beiden Teile Picton - Abel Tasman und Golden Bay
In Picton ging das Ausladen der Fähre zügig vor sich und, obwohl der Himmel noch grau war, hatte es aufgehört zu regnen. Ich stellte fest, dass ich vergessen hatte, mir die Route nach Nelson im Internet näher anzuschauen. Doch, ich sollte die schmälere Strasse der Nordküste entlang fahren können. Innerhalb weniger Minuten wurde das Wetter schöner, und ich hielt alle 500 m an um jede neue Aussicht zu geniessen: zuerst viele Wälder, immer wieder Ausblicke auf abgelegene Buchten. Ja, die Südinsel war anders. Ich war müde, als ich in Nelson ankam, und stellte fest, dass der ausgewählte Campingplatz erst in der nächsten Stadt war, noch einmal 10 km entfernt. In der Nacht regnete es wieder, und am Morgen hingen die Wolken tief. Der ältere Herr im Tourismusbüro riet mir, vor der Weiterfahrt noch die Rabbit Inseln anzusehen, ein Picknick- und Badeplatz der Region. Auch bei leichtem Regen waren sie wirklich sehr schön. Baden konnte ich zwar nicht, es war zu kalt und hatte zu viele Wellen, aber meine ramponierte Zehe vom Meerwasser desinfizieren lassen, das tat gut! Ich hatte das Gefühl, dass die Heilung einsetzte. Nach dem Gespräch in der i-Site hatte ich eine bessere Idee, was ich mir denn von der Region wünschte, wo ich wie lange bleiben sollte. Kurz vor Motueka fuhr ich über einen Damm, der die Lagune vom Meer mit der vorgelagerten Insel trennte. Der Damm war sehr niedrig und auch schmal: ausser der Strasse und zwei Grünstreifen war da nichts. Dazu Nebel und viel Wind: ich musste das Steuerrad gut festhalten und stellte fest, dass ich Angst hatte. Schade, denn die Landschaft war spannend. Doch in dieser Situation konnte ich mir kein Herumschauen erlauben. In Kaiteriteri fand ich einen schönen Campingplatz, Barbara, die Schweizerin im Büro, hatte mir einen freien Platz mit direkter Sicht aufs Meer zugewiesen. Es regnete wieder, und der Abel Tasman National Park war wirklich eine Region um draussen in der Natur zu sein. Aber gross wandern lag einfach noch nicht drin. Ich beschloss, einen Schiffsausflug der Küste entlang zu buchen, mit einem 15-Minuten – Spaziergang zum Café im Park. Genau richtig! Die Wolken verzogen sich langsam, kaum dass wir im Schiff waren. Zuerst statteten wir dem „Split – Apple – Rock“ einen Besuch ab, dann der Adele – Insel, an deren Ufer wir einige Seehunde beobachten konnten, schliesslich hielten wir in verschiedenen Buchten, wo Gäste ausstiegen, um später oder am nächsten Tag wieder abgeholt zu werden, nach einer Wanderung im Park. Bei meiner Ausstiegsstelle musste man erst 10 Min. über den Sand - Strand gehen, bis man den Weg zum Café im Wald erreichte. Nach einem feinen Zmittag spazierte ich zurück, freute mich über die Vegetation, das viele Grün und genoss die Sonne und die Wärme. Das Schiff war mit einer ausklappbaren Brücke versehen, die vorne unten eine Rolle hatte, so dass das Boot direkt am Strand anlegen konnte. Wir sahen auch einen Felsen mit kleinen Tunnels und später hielten wir in der Nähe des Ufers um frisches Wasser zu tanken: ein bisschen weiter oben am Hang war die einzige Quelle der Region gefasst worden, das Wasser wurde in einen Schlauch geleitet, der an einer Boje befestigt im Wasser lag. Unser Schiff hielt neben der Boje, der Ranger fischte den Schlauch herauf und füllte den Wassertank des Schiffes auf. Am nächsten Tag fuhr ich über den Pass nach Takaka - ganz andere Landschaft! - vorbei an Hopfenfeldern, und weiter zum Campingplatz von Pohara, wo ich gleich vier Nächte buchte, um Ferien vom Reisen zu machen. Der Platz lag direkt am Meer, hinter einer niederen Düne. Da das Ufer so flach war, konnte man nur bei Flut, 2 x täglich, dort baden. Als ich nach dem ersten Bad in der Sonne trocknete, schaute ich mir den Stein genauer an, auf dem ich sass: er hatte viele versteinerte Muscheln drin. Ein Ausflug brachte mich so weit nördlich, wie es nur ging, zur Wharariki – Beach. Ich hatte Bilder davon gesehen und das hatte mich neugierig gemacht. Ab Puponga waren die letzten 6 km ungeteerte Strasse. Am Schluss ging es nur noch zu Fuss weiter, ca. 20 Minuten. Auf diesem Spaziergang sah die Gegend alle 5 Minuten anders aus. Schliesslich stand ich in weissem puderigem Sand und stapfte den restlichen Weg zum Wassersaum hinunter. Je weiter südlich ich ging, um so besser sah ich die Höhlen / Tunnels in den Felsen der Inseln direkt am Strand. Unterdessen leuchtete die Sonne vom strahlend blauen Himmel, getupft mit ein paar weissen Wolken, die vorbeizogen, sich ständig wechselnd. Die Wellen mit den hellen Schaumkronen schlugen ans Ufer, das Wasser war türkisblau: ich war überwältigt von der Schönheit, dem Blick in die Ferne (die Unendlichkeit?) und dem Glück, dass ich hier sein durfte und all das sehen und erleben durfte. Ich war allen nahe, auch wenn sie so weit entfernt waren... Beim Parkplatz war im Wald ein witziges Café eingerichtet, mit Tischen aus Baumstamm-Querschnitten und Hängematten. Das Mittagessen um halb 4 hatte ich mir wohl verdient! So weit der erste Teil von Neuseelands Südinsel.
Man hatte mich vorgewarnt, dass es auf der Strecke Taupo - Napier keine Tankstellen gebe! Also ging ich in Taupo tanken. Zunächst lief es wunderbar, gerade Strecken, auf meiner Seite praktisch kein Verkehr. Dann begann das hügelige Land. Damit wurde es mühsamer und ich wurde müde. Also machte ich einen Mittagshalt und freute mich auf den Kaffee. Leider war es draussen zu kalt. Aber ich hatte ja meinen Camper! Weiter im Text: Pass hoch, Pass runter und wieder und wieder: hörte das denn nie auf? Per Zufall entdeckte ich bei einem Aussichtspunkt zwei schöne Wasserfälle: Waipunga Fälle und der Fall des Waiarua-Baches. Das war eine gute Unterbrechung. Ich hatte für den zweiten Teil der Strecke mehr als doppelt so viel Zeit gebraucht, als angegeben war, und das, obwohl ich ziemlich zügig fahren konnte. Ich war auf jeden Fall froh, als das Meer in Sicht kam und ich auf dem Campingplatz ausruhen konnte. Ach ja, Wäsche waschen war auch angesagt! Am nächsten Tag besuchte ich in Napier Verwandte von Christo Hall: Liz und Dave. Liz hatte dann allerdings Grossmutterpflichten zu erfüllen, aber Dave war der perfekte Gastgeber für mich. Nach einem Kaffee war er mein Chauffeur und zeigte mir die Gegend. Da er hier aufgewachsen ist und seit vielen Jahren wieder hier wohnt und arbeitet, wusste er viel interessantes zu erzählen. Wir fuhren durch die fruchtbaren Felder, wo fast alles wächst, was man sich vorstellen kann. Eigentlich sei hier die wärmste Ecke der Nordinsel – wie David mir erklärte, - obwohl ich vorher nirgends so fror wie hier! Pfirsiche und Aprikosen waren bereits geerntet, die Bäume hingen voll Äpfel und Birnen. Bald würden die Trauben reif sein. „Wenn Du in Europa Äpfel von Neuseeland kaufst, sind sie sehr wahrscheinlich von hier!“, sagte mir David. Wir fuhren zu einem modernen Weingut, mit einem berühmten Restaurant. Das Gut gehört Australiern, die nur 2 x im Jahr herkommen, und sonst „machen lassen“. Vom schönen Park dieses Anwesens sahen wir gut hoch zum Te Mata Gipfel, dem Aussichtspunkt der Region. Weiter ging unsere Fahrt Richtung Meer, wo wir in Clifton in einem Fisch-Restaurant assen. Dave erzählte mir, dass man hier Boote schlecht zu Wasser lassen könne. Darum habe jemand etwas Spezielles erfunden: er stattete die Bootsanhänger mit Schwimmhilfen aus. Boote und schwimmende Anhänger fahren ins Wasser, die Anhänger werden im Meer draussen parkiert, die Boote fahren dann weg. Im Sommer seien es manchmal bis zu 40 solcher schwimmenden, im Meer draussen parkierten Bootsanhänger. Durch die Marine Parade, eine wunderschöne Allee, fuhren wir nach Napier hinein. Die Stadt wurde um 1931 von einem Erdbeben zerstört und zwar nur der Teil der Stadt am Fuss des Hügels. Sie wurde im Art Deco Stil wieder aufgebaut und gibt deshalb auch heute noch ein sehr einheitliches Bild ab. Dave fuhr mit mir dann zum Bluff Hill Aussichtspunkt mit herrlichem Blick auf den zweitgrössten Hafen der Nordinsel. Bei dem Erdbeben 1931 hob sich die Erde zum Teil mehr als 2 m, eine ganze Bucht nördlich von Napier verschwand und wandelte sich in Felder. Dort gedeihen nun Trauben. Wir fuhren in eines der Weinbaugebiete: „Mission“ ist das älteste der Region. Das alte Missionshaus wurde hierher transportiert (auf Baumstämmen gerollt) und ist heute, nebst dem Hauptquartier dieser Kellerei ein berühmtes Restaurant. Am Fuss des kleinen Hügels finden im Sommer, mitten in den Reben, berühmte Freilicht-Konzerte statt. Am nächsten Tag fuhr ich durch viele Täler, durch die Manawatu - Schlucht und an vielen Feldern und Dörfern vorbei, bis nach Paraparaumu an der Südküste. In Shannon machte ich Halt und gönnte mir einen Kaffee. Ich hatte vor, eine Nacht auf der Insel Kapiti zu verbringen, um während einer Nachtwanderung Kiwis in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Aber es war definitiv zu teuer. Zudem war schlechtes Wetter angesagt. Darum genoss ich erstmal ein Bad im Meer so lange die Sonne noch schien – und fing mir einen Schnitt ein an einem meiner Zehen: mit dem ganzen schwarzen Sand war es schwierig, die Verletzung zu reinigen und zu sehen, wie schlimm es war. Ich hatte nicht gewusst, wie wichtig die zweite Zehe zum Gehen war, aber wirklich wandern oder weite Strecken gehen lag in den nächsten 8 Tagen nicht mehr drin! Erholen konnte ich mich bei einem feinen Znacht bei Lesley und Frank. Lesley aus Neuseeland war für eine Weile Arbeitskollegin gewesen von Heinz, meinem Mann, und sie hatte uns schon lange eingeladen, sie zu besuchen. Wir nutzten die Möglichkeit, mit Heinz zu skypen, wobei Lesley ihr Schwyzerdütsch aufpolierte. Obwohl ich gerne länger bei ihnen geblieben wäre, beschlossen wir, dass es sinnvoller wäre, besonders angesichts des angesagten schlechten Wetters, gleich weiter zu fahren. So hätte ich mehr Zeit für die Südinsel. Deshalb fuhr ich dann am nächsten Tag nach Wellingon, nachdem ich bei ihnen ein ausgezeichnetes Frühstück geniessen durfte. Von der Kapiti Insel war an jenem Morgen nichts mehr zu sehen – sie ging in Nebel und Regen unter. Ich fuhr direkt zum Te Papa Museum in Wellington. Es regnete, und nirgends war ein Wegweiser zum Museum zu sehen. Irgendwo fuhr ich an den Strassenrand, suchte auf der Stadtkarte meinen Standort und beschloss, zur „i-site“ im Stadtzentrum zu fahren, so heissen die Tourismusbüros in Neuseeland. Und, oh Wunder, plötzlich tauchten Wegweiser auf! Gefunden! Aber die Tiefgarage war zu niedrig für meinen Camper und der Aussenparkplatz voll. Glücklicherweise fuhr bald jemand weg – und ich ergatterte mir einen Platz. Allerdings nur für 2 h. Dann halt! So wanderte ich durch dieses Museum, auf das ich mich sehr gefreut hatte. Schnell merkte ich, dass ich nach wie vor kein Museumstyp bin. Ich sah mir an, was mich interessierte und hatte nach zwei Stunden mein Programm so ziemlich durch. Ich fand es erfreulich, dass der Eintritt ins Museum gratis war. Es regnete noch immer, und nachdem ich mich ein weiteres Mal verfahren hatte, fand ich plötzlich vollkommen überraschend den Ausgang aus der Stadt. Der Campingplatz war nicht weit weg – ich war froh. In der Sporthalle daneben bekam ich auch meine dringend benötigte Dosis Koffein. Am nächsten Tag hiess es früh aufstehen, musste ich doch spätestens um halb 8 bei der Fähre sein. Es hatte die ganze Nacht gegossen – tat es immer noch – und als ich nachts zur Toilette musste, stand ich auf dem Strässchen plötzlich in 10 cm Wasser. Später erfuhr ich, dass in jener Nacht in Auckland die gesamten Niederschläge eines Monats gefallen waren und es zu Überschwemmungen gekommen war. Keine Skyline von Wellington zu sehen, aber ich war rechtzeitig an der Fähre. Ich hatte mich auf die Überfahrt gefreut, liebe ich doch die Aussicht auf die verschiedenen Küsten. Aber da war dann nichts! Sobald wir die Öffnung zum Ozean erreichten, wurde es rauh. Es gab keinen Kaffee mehr, da die Gefahr bestand, dass die Angestellten sich verbrühen würden. Gerade aus gehen durch den Gang im Schiff war auch nicht mehr möglich: es fühlte sich wie in der Achterbahn an. Mir gefiel es. Auch bei der Fahrt durch den Queen Charlotte Sound war noch kaum etwas zu sehen – das bestmögliche Bild musste ich durchs Fenster schiessen... Auf Wiedersehen, Nordinsel Neuseelands! Als ich am Samstag, 3. März, in Taupo ankam, war ich total frustriert, dass die Innenstadt gesperrt war und ich nicht an den See fahren konnte. Erst später fand ich heraus, dass es um den Ironman ging, der an jenem Tag stattfand ... Das ist der Grund, warum ich mich zuerst vom Fluss bezaubern liess. Ich spazierte zum Aussichtspunkt der Schlucht nach der Staumauer des Waikato – Flusses. Eindrücklich, das ganze: intensivste Farben, von Türkis bis Grün. Dazu das Wasser, das sich zwischen speziellen Felsen von Becken zu Becken bewegt, umgeben von Regenwald. Oberhalb der Staumauer eine grosse Wasserfläche, durchschnitten von grossen Jetbooten, die mit den Besuchern bis zum Huka-Fall hoch fahren. Nächster Halt, beim Huka – Fall: auch hier, sehr eindrücklich, wie sich die ungeheuren Wassermassen zwischen der engen Schlucht hindurch zwängen, alles in allem nur 9 m tief fallen, aber am Schluss eine riesige Fläche weissen Schaum hinterlassen. Der Maori-Name „Huka“ heisst genau das: Schaum. Ich liess mir sagen, dass pro Sekunde ca. 200’000 l über diese Schwelle fallen: sie würden jede Minute 5 Olympische Schwimmbecken füllen! Nach all diesen tiefen Eindrücken blieb mir kaum mehr Kraft zum Staunen, daher genoss ich den ruhigen Ausflug am Sonntagabend an den beschaulichen Taupo – See umso mehr. Am Montagmorgen war das Wetter grau und trüb. Ich genoss trotzdem mein Frühstück auf einer Terrasse am See. Und es war faszinierend zu sehen, wie der Wind die Wellen ans Ufer trieb. Als nächstes stand der Nationalpark Tongariro auf dem Plan. Warum war ich davon nicht so beeindruckt wie viele andere? Vielleicht, weil ich zuvor „zu viel“ gestaunt hatte? Oder eher noch, weil ich wegen Fussproblemen keine grossen Ausflüge machen konnte und so die wunderbar farbigen Seen im Gebirge nicht gesehen habe. Ich besuchte aber die Tawhai-Fälle und machte zwei Rundgänge in zwei verschiedenen Waldgebieten. Dankbar bin ich dafür, dass das Wetter nach grauem Himmel am Morgen so weit aufgeklart hatte, dass ich die Vulkane sehen konnte. Und hier noch die Karten zu Rotorua und dem Tongariro National-Park:
In Rotorua buchte ich erstmals die kulturelle Maori – Veranstaltung: ich wusste nicht, welche der 3 Anbieter ich wählen sollte. Schliesslich wurde mir die Entscheidung abgenommen: es war nur noch eine an jenem Abend frei. Und es war die richtige, weil wir im Anschluss an die Vorstellung und das Essen auch noch einen Spaziergang durch den Wald machten, um die Glühwürmchen zu sehen. Ich habe den Abend genossen, vor allem, weil ich die Begrüssungszeremonie und die Tänze hier als sehr authentisch empfand, im Gegensatz zu Waitangi (Paihia, Bay of Islands). Hier fühlte ich mich wohl. Die Bräuche wurden erklärt, auch mit einem Bezug zu heute, und mit einer Prise Humor! Auf dem Rotorua-See hatte ich eine Schifffahrt gebucht, mit dem einzigen „Sternwheeler“ (Heck – Paddelboot) Neuseelands. Eigentlich seien das Flussschiffe, erklärte mir der Kapitän, und sie navigierten vor allem mit der Flussströmung. Darum brauche er zum Anlegen an der Schiffsstation auf einem See vorne links und rechts einen zusätzlichen Motor. Wir besuchten die Schwefel-Bucht und fuhren in Richtung der Insel mitten in diesem riesigen Kratersee. Plötzlich wies mich der Kapitän auf kleine, aufsteigende Wasserblasen hin im Wasser vor uns: eine heisse Quelle! Als ich durch den Park Richtung Stadtzentrum spazierte, realisierte ich, dass es da überall so Zäune gab, die bestimmte Flächen abgrenzten. An den Zäunen standen Warnungen: „Bitte unter keinen Umständen betreten: Wasser, Dampf oder Schlamm sind ca. 100° heiss.“ In den Gehegen waren jeweils Gebüsch oder Bäume und es dampfte oder brodelte, von weiss bis grau. Im Park gab es auch ein gemauertes Fussbad, sehr gut um die Füsse zu wärmen bei diesem kühlen Wetter. Auf dem Markt im Park kaufte ich mir ein Picknick, das ich nach dem Spaziergang im Redwood-Forest genoss. Dieser Wald: beeindruckend, diese hohen, geraden Bäume, praktisch ohne Vegetation am Boden. Anschliessend fuhr ich zum Lake Tikitapu (Blau – See), wo ich baden wollte. Aber der Wind blies kalt, und die Sonne liess sich nicht blicken. Darum fuhr ich gleich weiter zum Okareka - See in wenigen km Entfernung. Als die Sonne schien, hatte ich meinen Badeplatz gefunden. Angelica von Raglan hatte mir vom Kerosene Creek erzählt und ich fand ihn auch beschrieben in einem Prospekt: es ist eine gratis Thermal-Anlage. Ein kleiner Bach mit leicht bräunlichem Wasser (Torf? Eisen? Andere Mineralien?) schlängelt sich durch eine waldige Vegetation und bildet immer wieder Becken. Da war auch noch ein kleiner Wasserfall, ca. 50 cm. (der grössere muss wohl weiter weg sein.) Ich stieg behutsam ins Wasser – zum Glück! Die Temperatur dieses Baches glich einem fast ein wenig zu heissen Bad. Ganz langsam liess ich mich ins Wasser gleiten. Lange hielt ich es nicht aus. Aber es war faszinierend zu erleben, dass dieser „normal“ aussehende Bach eine so „abnormale“ Eigenschaft hatte, nämlich, dass sein Wasser heiss statt kalt war! Auf der Rückfahrt zur Hauptstrasse hielt ich noch an einem smaragdgrünen See an. Fuss reinstrecken und kontrollieren: ach ja, das Wasser war auch warm! Der Besuch im Wai-O-Tapu – Wunderland (Geothermaler – Naturpark) nahm gut einen halben Tag in Anspruch. Es gibt dort unter anderem einen Geysir, der so alle 24 – 48 h ausbrechen würde. Aber damit die Besucher jeden Tag in den Genuss dieses Erlebnisses kommen, wird der Ausbruch jeden Tag zu einer bestimmten Zeit herbei geführt, in dem man eine Packung Seifenpulver in die Öffnung schüttet. Das bricht die Oberflächenspannung des unterirdischen heissen Wassers. Wenige Minuten später kommt es dann zum Ausbruch des Geysirs, der aber jedes Mal unterschiedlich lang aktiv ist. Ich spazierte durch diesen Park und bewunderte die vielen verschiedenen intensiven Farben: von dunkelbraun – „Teufels-Tinte“ – über weiss, hellgrün, neongelb, ocker, orange, hellbraun, beige, grau bis hellblau und türkis habe ich alle Farben angetroffen. Es sind die verschiedenen im Boden enthaltenen Mineralien, die dem Wasser oder dem Boden die Farbe geben. (Braun & rot – Eisenoxyd; weiss – Kieselsäure; grün – Schwefel & Arsen; gelb – Schwefel; orange – Schwefel & Antimon; grau – Kohlenstoff; dunkles Grün – meist organisch: im bis zu 75° warmen Wasser gedeihen Algen) Nun wartet der schöne Tauposee!
Für jene, die sich interessieren, wo genau ich in Neuseeland gewesen bin, füge ich hier noch die Karten ein. Sie zeigen jeweils die Route an, die dem Text im jeweiligen Beitrag entspricht. Das dauerte aber immer mehrere Tage. Die Strecke zum Beitrag "Eine neue Art unterwegs zu sein...": von Auckland über Puhoi zu den Whangarei-Fällen bis nach Paihia, Bay of Islands. An vielen schönen Stränden entlang fuhr ich bis zur Matai - Bucht, und genoss dann die Fahrt im Ausflugsbus ganz in den "Norden der Nordinsel" Noch auf der Kap Reinga - Halbinsel begann ich mich mit dem "Kauri - Wald" zu beschäftigen. Weiter südlich fuhr ich durch den Waipoua - Wald und schloss mit dem Kauri - Museum in Matakohe ab. Ich durfte viele innere Bilder sammeln auf dieser wunderschönen Strecke über die "Coromandel - Halbinsel"...
Orere Point ist noch nicht ganz in Coromandel, liegt der Halbinsel aber gegenüber. Es hiess, der Campingplatz habe eine Bademöglichkeit am Bach. Als ich den Zugang zum Badeplatz am Bach fand, war ich die einzige dort – idyllisch in einer Lichtung gelegen, formte der Bach einen Pool. Ich stieg langsam ins Wasser – und plötzlich war es so tief, dass ich nicht mehr stehen konnte. Ich schwamm mehrere Meter Bach aufwärts und liess mich treiben, in Richtung des kleinen Wasserfalls. Es kamen Kindheitserinnerungen auf an sonnige Tage am Bach, im Kreise der Familie. Herrlich! Als ich später am Strand schwimmen ging, war ich auch dort die Einzige... Da es in der Region Austernzüchtereien gab, wollte ich unbedingt wieder mal probieren. Austern essen passte aber einfach nie richtig von der Zeit her, und so ass ich dann, statt vormittags meinen Kaffee zu trinken, überbackene Austern. Sehr gut! Den Kaffee trank ich an jenem Tag mittags, im Garten eines historischen Gebäudes in Grahamstown in der Stadt Thames. Von dort ging es entlang der Küste bis nach Coromandel, eine Aussicht schöner als die andere, Blick über bewaldete Buchten auf die vorgelagerten Inseln. Dazwischen folgte auch schon mal ein Pass, wobei die Strassen oft schnurgerade nach oben führten, und mein Camper von 80 km/h auf 30 runter fiel, lange bevor ich oben am Hügel angekommen war. Wenn es keine Überholspur oder keinen Ausstellplatz gab, verlangte das viel Geduld von meinen „Nach-Fahrern“. Ich spazierte auch in den Rapaura Wasser-Gärten ... Am nächsten Tag fuhr ich ein Stück die Strasse 309 hoch, um zu einem Wasserfall zu gelangen, wo man schwimmen konnte – bisschen kälter schon als das Meer! – aber das liess ich mir nicht entgehen. War das doch auf meiner Bucket – List für Hawaii gestanden! Auf der Rückfahrt kam ich bei den „Waterworks“ vorbei: jemand hat aus Abfallmaterial jede Menge witziger, spritziger, beweglicher Wasser-Installationen geschweisst, z.B. das Riesen – Wasserrad aus Pfannen, gelben Schutzhelmen etc. Am Mittag gab es Muschelsuppe an einem Stand an der Strasse, bei der lokalen Fischerei. Am Nachmittag fuhr ich noch bis nach Colville, mit einem alten Laden. Dort beschloss ich, mir an der Bucht ein Abend-Picknick zu gönnen. Das tat richtig gut. Von Coromandel fuhr ich nach Hot Water Beach. Unterwegs spazierte ich zur New Chum Beach: erst über den Strand, dann zwischen Strand und Wald, über einen winzigen „Pass“ (10 Minuten zu Fuss) bis an einen jener Strände, die mit dem Auto nicht zu erreichen sind. Das Wasser war ruhig, ohne gefährliche Strömung, Sand, Sonne, blauer Himmel. In Whitianga, einer kleinen Hafenstadt mit einer alten Fussgängerfähre, gönnte ich mir ein Eis. Warum heisst es „Hot Water Beach“? Weil sich am Strand heisse Quellen befinden, welche bei Flut zugedeckt werden. Aber während je zwei Stunden vor und nach der Ebbe sind die heissen Quellen insofern zugänglich, dass man sich ein Loch graben kann im Sand, 10 - 20 cm reichen schon, dann dringt heisses Wasser von unten in diese Wannen. Das erste Mal war das Ereignis angesagt von 22 Uhr bis 02 Uhr – ich liess es dann bleiben. Aber am nächsten Mittag, zwischen 11 und 15 Uhr war ich am Strand: der reinste Volksauflauf. Die Sonne brannte vom Himmel, der Sand war von der Sonne so heiss, dass ich nicht barfuss darüber gehen konnte, und dann waren da ausgebuddelte Wannen, mit Wasser drin. Ich setzte mich in eine, sorgfältig. Ja, heiss, grad so annehmbar. Aber nicht das, was ich an jenem Tag brauchte. Ich brachte die gemietete Schaufel zu meinem Platz zurück, ich hatte ich sie gar nicht gebraucht! Aua!!! Im nächsten Pool hab ich mir den Fuss verbrannt, so heiss war das darin stehende Wasser. Zur Belohnung ging ich mich dann im Meer abkühlen. Ein weiterer Höhepunkt der Region war die Cathedral Cove. Auch diese Bucht kann man nur zu Fuss erreichen. Zum Glück wurde oben beim Einstieg in den Wanderweg ein Parkplatz frei - ich denke die weiteren 30 Minuten von unten am Hügel hoch und am Schluss wieder zurück hätte ich an jenem Tag nicht mehr geschafft! Da war ein gut präparierter Weg, aber steil hinunter, wieder hoch und am Schluss über Treppen runter steigen zur Bucht. Wunderbar klarer blauer wolkenloser Himmel, die Sonne brannte heiss. Es lohnte sich auf jeden Fall, diese Bucht im Meeresschutzgebiet der Mercury Bucht zu besuchen. Die Erosion hat einen Durchgang geschaffen von einer Bucht zur andern, durch einen Tunnel, eben die „Kathedrale“. Beidseitig dieses Tunnels sind schöne Sandstrände mit je einem grossen Felsen in der Mitte. Das Baden war ein Traum, das Wasser herrlich kühl und ganz klar. Auf meiner Fahrt nach Süden machte ich noch Halt an einem der schönsten Strände, Waihi Beach, wie man mir sagte. Ich bekam auch den besten Platz: so nahe wie möglich am Strand. Unter den „10 Dinge, die Du hier tun solltest“ stand als erstes: „Sonnenaufgang anschauen“. Da war ich ja goldrichtig! Nur Vorhang auf in meinem Camper! Da wurde aber nichts draus – an beiden Morgen war schlechtes Wetter. Als sich die Sonne am Nachmittag doch noch zeigte, holte ich mein Badekleid und ging an den Strand. Aber nein, da geh ich nicht rein! Das Wasser war zwar klar, aber es war voll Algen, die wie grüne Lasagne – Blätter aussahen und ganz oder Fetzen-weise im Wasser rum schwammen. Der ganze Strand war grün, und ich würde grün behängt aus dem Wasser steigen – das wollte ich mir doch nicht antun! Auf dem Weg zur New Chum Beach (siehe oben) war der Strand rosa von den Algen. Die sahen aber eher so aus wie kleine Farne. Bevor ich zum Zentrum der Nordinsel fahren wollte, machte ich noch einen Abstecher nach Raglan an der Westküste. Wunderschöner Ort, ja, sehr touristisch, aber auf eine angenehme Art. Ich ging sofort schwimmen in der Bucht mit dem schwarzen Sand - gut so, später war dann Ebbe und das Wasser ca. 1 km weiter aussen. Der Abend schenkte mir wieder einen leuchtenden Sonnenuntergang. Und am Donnerstag liess ich mir von Angelina, einer von Corinne’s Freundinnen, die Haare schneiden. Eine halbe Stunde von Raglan entfernt spazierte ich zu den Bridal Vail Falls. Die Brautschleier-Fälle gefielen mir, nicht so sehr, weil sie dem Namen entsprachen, sondern weil sie sich in wunderschöner Natur befinden. Sie fallen 55 m in die Tiefe, über einen „Giant Causeway“ aus Basalt (Damm für Riesen). Ich stieg über 261 Stufen bis zum Talgrund (und später wieder hoch!). Auf halbem Weg steht eine Bank, ich ruhte mich aus, schaute dem fallenden Wasser zu – und als ich dann den Blick auf die Felsen daneben richtete, bewegten die sich rechts und links des Falles stark nach oben. Ach ja, optische Täuschung! Auf geht’s, zum Zentrum der Nordinsel!
Kauribäume sind eine Art Kiefer, die grösste heimische Baumart Neuseelands. Sie werden etwa 30 bis 50 m hoch, der Durchmesser liegt zwischen einem und 4 m. Ich habe Tane Mahuta besucht, den grössten lebenden Kauri-Baum Neuseelands. Der „Lord der Wälder“ hat einen Stamm von 17,7 m Höhe, ist immer fast gleich dick, eher dicker gegen oben. Die totale Höhe ist 51,5 m, sein Umfang beträgt 13,8 m. Sein Alter wird auf ca. 2000 Jahre geschätzt und somit ist Tane Mahuta der älteste lebende Baum Neuseelands. Es gibt noch ein paar weitere bekannte Kauri-Bäume, unter anderem die 4 Schwestern im Waipoua-Wald zu denen ich spaziert bin oder auch der Siamesische Kauri-Baum auf der Halbinsel Coromandel. Auf der Halbinsel mit der 90-Mile – Beach befindet sich das „Gum-Digger“ – Museum. Wenn die Kauri-Bäume verletzt werden, „bluten“ sie, schliessen die Wunde mit Harz. Was übrig bleibt, fliesst auf den Boden, wo sich Klumpen bilden, die dann hart werden. Die meisten Klumpen liegen eng um den Stamm herum. Im Laufe der Jahrhunderte wurden, nach dem Fällen grosser Kauri-Wald-Gebiete, die Stämme von Sanddünen, Buschland oder Sumpf zugedeckt, was die Überreste dieser Baumriesen erhalten hat. Zwischen 1850 und 1950 entdeckte man den Wert dieses Materials. Da wurde dann nach den wertvollen Klumpen (Gum) gegraben. Im torfigen Waldboden sind noch heute die kleinen bis riesigen Löcher zu sehen. Das Ausgraben war harte Arbeit. Aus Kroatien kamen ganze Familien nach Neuseeland, um Gum auszugraben. Das erklärt auch, warum es in der Region so viele Familiennamen mit der Endung -„iç“ gibt, oder warum am Dorfeingang im Norden der Nordinsel neben „Haere mai“ (Willkommen auf Maori) auch „Dobro dosli“ steht! Gum, oder Kopal, ist ähnlich wie Bernstein, aber viel jünger (Bernstein: mehrer Millionen Jahre im Gegensatz zu einigen tausend J des Kopal). Der älteste Sumpf-Kauri wurde auf ca. 50'000 J datiert. Der „Gum“ wurde für Kaugummi gebraucht (so lange er weich war), für Fackeln oder Feueranzünder, da das Material gut brennbar ist. Die Verbrennungsrückstände nutzte man für Tattoos. Der Kopal war die Grundlage für Firnis und Farben, Schmuck oder Speziallack für Violinen Weiter südlich fuhr ich 18 km lang durch den Waipoua-Wald, in dem noch immer viele Kauris zu finden sind, unter anderem Tane Mahuta und die 4 Schwestern. In diesem Wald sieht man immer nur von einer Kurve zur nächsten, der Wald steht bis direkt an den Strassenrand. Irgendwann war ich so müde, dass ich kaum mehr fahren konnte. Zum Glück tauchte dann der Wegweiser zu einem Café auf. Leider eine leere Versprechung. Als ich um 16 01 einen Kaffee bestellen wollte, hiess es: „Wir haben ab vier Uhr geschlossen, die Kaffeemaschine ist bereits geputzt!“ Die Dame liess nicht mit sich reden... Was für eine Enttäuschung!! Aber - selbst ist die Frau: ich hatte ja lösliches Kaffeepulver, Wasser, Milch, Zucker mit dabei, und in der Hitze brauchte ich das Wasser gar nicht zu kochen: Eiskaffee à la Camping! Mit einem Besuch im Kauri-Museum schloss ich das Erlebnis „Kauri“ dann ab: sehr eindrücklich! Am nächsten Tag fuhr ich nach Piha. Auch hier wieder, ähnlich wie durch den Wald, fuhr ich über die Kreten der Waitakere Ranges: immer rauf und runter, hin und her – bis ich die Orientierung verlor. Piha, wunderschön gelegen: nach dem langen Wald führt eine steile „Pass-Strasse“ im Zickzack hinunter an den Strand mit den grossen Surfwellen. Der Strand ist zweigeteilt von einem Felsen. Ich ging nur schwimmen, so lange der Strand überwacht war. Dann erlebte ich einen sehr schönen Sonnenuntergang. Der nächste Tag bereitete mir ein wenig Kopfzerbrechen, musste ich doch die Vororte Aucklands durchqueren. Ich hielt beim Besucherzentrum des Waitakere Ranges Regional Park an und der Ranger gab mir eine ausgezeichnete Wegbeschreibung. Er wies mich auch darauf hin, dass ich hier Wifi-Verbindung hätte – und siehe da, ich konnte mein Foto-Bearbeitungsproblem beheben! Als ich die hübschen Gebäude anschaute und die Aussicht auf Auckland’s Süden genoss, fiel mir ein Hinweis für eine kleine Wanderung auf. Es tat richtig gut, im Wald die verschiedenen Pflanzen zu beobachten und der Hitze für einen Moment zu entkommen. Dann machte ich mich auf und fuhr nach Orere Point, in Richtung Coromandel.
|
Franziska ZurflühReisen ist meine Leidenschaft -
diese Begeisterung möchte ich mit andern teilen ... Kategorien
All
Archiv
August 2023
|