Weiter im Text: Pass hoch, Pass runter und wieder und wieder: hörte das denn nie auf?
Am nächsten Tag besuchte ich in Napier Verwandte von Christo Hall: Liz und Dave. Liz hatte dann allerdings Grossmutterpflichten zu erfüllen, aber Dave war der perfekte Gastgeber für mich. Nach einem Kaffee war er mein Chauffeur und zeigte mir die Gegend. Da er hier aufgewachsen ist und seit vielen Jahren wieder hier wohnt und arbeitet, wusste er viel interessantes zu erzählen. Wir fuhren durch die fruchtbaren Felder, wo fast alles wächst, was man sich vorstellen kann. Eigentlich sei hier die wärmste Ecke der Nordinsel – wie David mir erklärte, - obwohl ich vorher nirgends so fror wie hier! Pfirsiche und Aprikosen waren bereits geerntet, die Bäume hingen voll Äpfel und Birnen. Bald würden die Trauben reif sein. „Wenn Du in Europa Äpfel von Neuseeland kaufst, sind sie sehr wahrscheinlich von hier!“, sagte mir David. Wir fuhren zu einem modernen Weingut, mit einem berühmten Restaurant. Das Gut gehört Australiern, die nur 2 x im Jahr herkommen, und sonst „machen lassen“. Vom schönen Park dieses Anwesens sahen wir gut hoch zum Te Mata Gipfel, dem Aussichtspunkt der Region.
Bei dem Erdbeben 1931 hob sich die Erde zum Teil mehr als 2 m, eine ganze Bucht nördlich von Napier verschwand und wandelte sich in Felder. Dort gedeihen nun Trauben. Wir fuhren in eines der Weinbaugebiete: „Mission“ ist das älteste der Region. Das alte Missionshaus wurde hierher transportiert (auf Baumstämmen gerollt) und ist heute, nebst dem Hauptquartier dieser Kellerei ein berühmtes Restaurant. Am Fuss des kleinen Hügels finden im Sommer, mitten in den Reben, berühmte Freilicht-Konzerte statt.
Von der Kapiti Insel war an jenem Morgen nichts mehr zu sehen – sie ging in Nebel und Regen unter.
Am nächsten Tag hiess es früh aufstehen, musste ich doch spätestens um halb 8 bei der Fähre sein. Es hatte die ganze Nacht gegossen – tat es immer noch – und als ich nachts zur Toilette musste, stand ich auf dem Strässchen plötzlich in 10 cm Wasser. Später erfuhr ich, dass in jener Nacht in Auckland die gesamten Niederschläge eines Monats gefallen waren und es zu Überschwemmungen gekommen war. Keine Skyline von Wellington zu sehen, aber ich war rechtzeitig an der Fähre. Ich hatte mich auf die Überfahrt gefreut, liebe ich doch die Aussicht auf die verschiedenen Küsten. Aber da war dann nichts! Sobald wir die Öffnung zum Ozean erreichten, wurde es rauh. Es gab keinen Kaffee mehr, da die Gefahr bestand, dass die Angestellten sich verbrühen würden. Gerade aus gehen durch den Gang im Schiff war auch nicht mehr möglich: es fühlte sich wie in der Achterbahn an. Mir gefiel es. Auch bei der Fahrt durch den Queen Charlotte Sound war noch kaum etwas zu sehen – das bestmögliche Bild musste ich durchs Fenster schiessen...
Auf Wiedersehen, Nordinsel Neuseelands!