Wir fuhren wieder über die Brücke, neben der ein zweite, abgebrochene Fahrbahn steht: aus politischen Gründen sei die kaputt und würde nicht wieder geflickt, klärte mich Sachin auf.
Der Strasse entlang waren immer wieder Wassergräben, da rechts und links Reis angebaut wird. In den Gräben wuchsen manchmal Seerosen, oder hohe Stauden mit hell-lila Blumen. In den Feldern, nahe bei den grasenden Kühen oder Büffeln standen auch die weissen Reiher. Und plötzlich sah ich in einem Bach einen kleinen dunkelbraunen Hügel: ach, das war ja eine Kuh, die fast vollkommen im Wasser lag.
Da stand eine Frau am Strassenrand, auf einem Bein, das andere angewinkelt, auf einen Stock gestützt: sie hütete ihre Ziegen. Weiter vorne fuhr ein alter Mann auf dem Rad vorbei – mir gefielen seine kurzen weissen Haare. Vorsicht, vor uns wackelten zwei Enten über die Strasse! Warum fuhren wir denn plötzlich so langsam, mitten in der Stadt? Weil da drei Kühe auf der Fahrbahn lagen und sich ausruhten!
Auf verschiedenen Feldern wird der Reis bereits geschnitten. Und an diversen Orten sah ich grosse Tücher auf dem Boden ausgebreitet, darauf lag Getreide zum Trocknen.
Im Zusammenhang mit Autofahren war eine andere Weisung interessant: nur der Fahrer muss angegurtet sein. Und ich erschrak immer noch, wenn uns ein Auto auf unserer Spur entgegenkam. Aber nein, es überholte nur und würde – wie unwahrscheinlich auch sonst immer – wieder rechtzeitig auf seiner Spur zurück sein. Schlimmstenfalls müsste jemand ein wenig bremsen...
Plötzlich hiess es: Mid Point! Es bedeutete, dass wir den Punkt „Halbe Strecke Entfernung Ost-West von Nepal“ (885 km: 442.5 km) überfahren hatten.
Da mir das Hotel von einer Bekannten empfohlen wurde, begrüsste man mich wie eine Freundin!
Ich richtete mich ein, schrieb Tagebuch, ass zu Abend und war froh um das Moskitonetz zum Schlafen.
Es war wundervoll still, morgens um halb 8. Wir wurden hingewiesen auf die hellblau-orangen Eisvögel, aber auch auf einen Schlangen - Adler, der auf einem dicken Ast sass und frass – die Reste fielen in weissen Flocken vom Baum. Ein weiterer Adler, braun, sass auf einem Ast, der vor uns über den Fluss ragte. Als wir näherkamen, breitete er seine Flügel aus und flog nur wenig weiter, so dass wir ihn nochmals beobachten konnten. Doch leider waren die Vögel zu weit weg oder ich zu langsam mit meiner Kamera!
Da, wir fuhren langsam, und was zuerst nur aussah wie ein brauner Hügel am Ufer, stellte sich als Gavial heraus, eine Krokodil-Art mit einer langen, spitzen Schnauze.
Nach einem kurzen Stück Grasland waren wir im Dschungel unterwegs. Ich war beeindruckt, wie aufmerksam die Guides waren, wie viel sie in dieser Wildnis entdeckten. Unter dem Laub der Büsche hindurch wies mich Bantha „Stock-genau“ (mit seinem Stock) auf eine schwarze Erhebung hin: es waren drei Wildschweine, wie ich gleich darauf sah, als sie aufstanden und uns ansahen.
Rund um uns standen mächtige Bäume mit rötlicher Rinde. Sie heissen Trewia Nudiflora und werden auch „Apfelbäume der Nashörner“ genannt. Am Boden lagen so 5 cm grosse Kugeln, Früchte dieses Baumes, mitten in grossen Dunghaufen. Das war eine der Nashorn-Toiletten, die immer an denselben Ort hin gehen für ihr Geschäft. Sie lieben diese Früchte, essen viele davon – und das ist auch gut so: erst wenn sie die Früchte gegessen haben und die Reste wieder ausgeschieden sind, können die Samen dieser Pflanze keimen.
Kurz vor Schluss hiess es, den Fluss zu Fuss überqueren. Die Ranger leihten mir ihre Stöcke, und alles verlief problemlos.
Auch mit den Hirsch-Arten hatten wir Glück dreimal sahen wir Axis-Hirsche (mit weissen Punkten), zweimal die kleinste Art, Muntjaks oder „bellende Hirsche“ und einmal die grösste Art: den Sambarhirsch.
Auf dem Damm sahen wir verschiedene Krokodile, (Gavial und Sumpfkrokodil) sowie zwei schwarze Störche und weisse Reiher.
Mit Elefantengras, das sie im Park schneiden dürfen, decken sie ihre Häuser. Sie brauchen es auch, um Biogas herzustellen.
Mehrmals sichteten wir Nashörner, aber meistens waren sie weit weg und gut versteckt.
Später besuchten wir eine Tharu-Familie am Rande der National-Parks, die auf diesem Weg einen kleinen Verdienst hat. Der Chitwan National Park wurde von der einheimischen Bevölkerung erst dann besser toleriert, als sie vermehrt in das Tagesgeschäft eingebunden wurden, als Ranger oder Fahrer, z.B. Seither wird auch viel weniger gewildert.